Der Begriff Klimabilanz beschreibt das Maß des Ausstoßes von Kohlendioxid oder anderen Treibhausgasen, das auf bestimmte Aktivitäten oder Stadien von Produkten bzw. Betriebszweige zurückzuführen ist. Klimarechner werden genutzt, um Treibhausgasemissionen zu erkennen und zu erfassen, um in einem weiteren Schritt zu detektieren an welcher Stelle Maßnahmen zu deren Verminderung eingesetzt werden können. Die Klimabilanzierung ermöglicht bspw. die Berechnung des CO2-Fußabdrucks je produzierter Einheit (Bsp.: kg Milch).
Bei den digitalen Tools für die Klimabilanzierung handelt es sich um automatisierte Web-, Excel-, oder andere Software-basierte Kalkulationsrechner zur Quantifizierung von Treibhausgasemissionen in der Land- und Forstwirtschaft [1], [2]. Die Ergebnisse dienen der Entscheidungshilfe.
Weltweit kommen 10% der anthropogenen Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft [3], 70% davon stammen aus der Tierhaltung [4]. Bis 2030 soll der Treibhausgasausstoß um 55% verringert werden, besagt das von der EU unterzeichnete Pariser Abkommen [5]. Die in der Landwirtschaft hauptsächlich emittierten Treibhausgase stellen Methan (NH3), Lachgas (N2O) und Kohlenstoffdioxid (CO2) dar. Die freigesetzten Mengen werden in CO2-Äquivalente (CO2e) umgerechnet, um den unterschiedlichen Einfluss der Treibhausgase zu berücksichtigen. Das Treibhausgaspotential (GWP=global warming potential) wird für CO2 mit dem Faktor 1, für CH4 mit 34 und 289 für N2O über einen Zeitraum von 100 Jahren umgerechnet [5]. Man unterscheidet direkte Emissionen, die unmittelbar in einem Prozess anfallen und indirekte Emissionen. Diese beziehen sich auf vorgelagerte Emissionen, die aus dem Energiebedarf für die Herstellung resultieren. Um den Umfang der Treibhausgasemissionen abschätzen zu können und in einem weiteren Schritt Minderungs- und Anpassungsmaßnahmen vornehmen zu können, stellt die Erstellung einer Klimabilanz eine Schlüsselrolle dar. Es können sowohl Bilanzen für ganze Betriebe als auch eines landwirtschaftlichen Produktionszweiges berechnet werden. Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Produktion ist der verantwortungsbewusste Umgang mit Ressourcen. Und dennoch können die Gründe für die Erstellung einer Klimabilanz unterschiedlich ausfallen. Beispielsweise kann diese als Nachweis klimafreundlicher Produkte für Käufer aus der Lebensmittelindustrie oder Verpächtern als Gütekriterium herangezogen werden [6]. Es stehen verschiedene Tools zur Verfügung mit denen eine Klimabilanzierung durchgeführt werden kann. So entwickelte die Landwirtschaftskammer Niedersachen beispielsweise den Klimarechner Treibhausgas-Emissions-Kalkulator-Landwirtschaft (TEKLa), um Treibhausgasemissionen landwirtschaftlicher Betriebe zu berechnen und vergleichbar zu machen [6].
TEKLa, ebenso wie andere Tools zur Klimabilanzierung, basieren in Deutschland auf dem Berechnungsstandard für die einzelbetriebliche Klimabilanz (BEK) in der Landwirtschaft und stellt damit die Grundlage für die Bilanzierung dar [7]. Grundlagen dessen sind detaillierte Kataloge für die Treibhausgasquellen aus dem Pflanzenbau, der Tierhaltung und der Energiegewinnung aus Biogas. Für die Bilanzierung wird der Betrieb dann als eine Einheit oder einzelne Betriebszweige betrachtet, um das Verbesserungspotential der einzelnen Betriebszweige zu lokalisieren. Mit Hilfe der BEK ist ein Standard geschaffen worden für das methodische Vorgehen bei der Berechnung als auch der zu verwendenden Emissionsfaktoren und Parameter. So können landwirtschaftliche Betriebe hinsichtlich ihrer Treibhausgasemissionen beurteilt werden und Potentiale zur Minderung der Emissionen deutlich gemacht werden.
Hier folgen passende Praxisbeispiele von FARMPRAXIS
Dr. Laura Maxi Stange; Abteilung Bildung, Betriebswirtschaft, Beratung; Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.