Der Begriff „Pansenbolus“ setzt sich zusammen aus den Teilbegriffen „Pansen“ als der größten der drei Vormagenabteilungen des Rindes sowie „Bolus“ als Bezeichnung für „Bissen“ (bezogen auf Nahrung) bzw. für die schnell erfolgende (innerhalb eines kurzen Zeitintervalls) Verabreichung von (meist großen) Arzneistoffmengen. Konkret handelt es sich bei einem „Pansenbolus“ um ein technisches Gerät, welches aus einer zylindrischen Hülle mit Deckel und den darin untergebrachten technischen Bauteilen besteht. Er wird dem Rind über das Maul eingegeben, abgeschluckt und lagert anschließend im Netzmagen. Dort zeichnet er entsprechend den verbauten Sensoren Daten auf und ermöglicht deren Übertragung aus dem Inneren des Tieres [1] [2].
Beim Material der Hülle handelt es sich üblicherweise um Kunststoff oder Edelstahl, beim Deckel um Kunststoff. Beide Teile werden miteinander verpresst und ggf. mit einem Dichtring abgedichtet. Im Inneren des „Pansenbolus“ befinden sich die unterschiedlichen Sensoren (Temperatur, Bewegung, pH-Wert), eine Antenne, eine Steuereinheit und eine Batterie. Die Infrastruktur zum Auslesen der Informationen umfasst weiterhin Antennen, Kabelverbindungen, Gateway, Router, Web-Datenbank (Cloud) und Benutzeroberfläche. Die Datenerhebungen erfolgen in regelmäßigen, vom Hersteller vorgegebenen Intervallen, die Daten werden per Funkverbindung über zu diesem Zweck im Stall angebrachte Antennen (Funkfrequenzen unterschiedlich, z.B. 433 MHz oder 969 MHz) ausgelesen. Aus den Sensordaten werden weitere Parameter abgeleitet, z. B. aus der Vormagentemperatur die Häufigkeit des Trinkens, aus der Bewegungsaktivität das Brunstverhalten, aus der Kombination von Temperatur und Aktivität der Abkalbezeitpunkt [1] [2].
Derzeitige Anbieter auf dem deutschsprachigen Markt sind die Firmen „smaXtec“ sowie „dropnostix“. Die Produktpalette der Firma „smaxtec“ umfasst einen „Pansenbolus“ in der Basisversion mit den Parametern „innere Körpertemperatur“, „Bewegungsaktivität“ und „Wiederkautätigkeit“ (Anzahl und Dauer der Kontraktionen), sowie einen „Pansenbolus“ in der Premiumversion mit dem zusätzlichen Parameter „Pansen-pH-Wert“. Abgeleitet aus diesen erfassten Sensordaten verspricht der Hersteller die frühzeitige Erkennung von Fieber- und Stoffwechselerkrankungen, die Brunsterkennung, die Abkalbeerkennung sowie Aussagen über das Trinkverhalten [3] [4].
Bei der Firma „dropnostix“ handelt es sich um einen Anbieter für einen „Pansenbolus“ mit den erfassbaren Parametern „Pansenkontraktion“, „Pansentemperatur“ und „Aktivität“. Daraus abgeleitet verspricht der Hersteller die Abkalbevorhersage, eine automatische Brunsterkennung, die Steh- und Liegezeitenerfassung, die Früherkennung von Krankheiten, die Überwachung der Pansengesundheit sowie die Analyse des Trinkverhaltens [4].
Der Begriff „Pansenbolus“ spiegelt den Ort der Datenerhebung nicht korrekt wider. Der „Bolus“ liegt nicht im Pansen, sondern im Netzmagen, welcher dem Pansen vorgeschaltet ist und eine von drei Vormagenabteilungen darstellt. Neben dem Netzmagen (Haube) und dem Schleudermagen (Pansen) gehört der Blättermagen (Psalter) dazu. Haube und Pansen bilden aber eine funktionelle Einheit (Reticulorumen), weswegen die Ableitung von Kontraktionsmustern des Pansens auch möglich ist, wenn der Bolus nicht eigentlich dort, sondern im Netzmagen liegt.
(hier folgen passende Praxisbeispiele)
Dr. med. vet. Stefanie Kewitz, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie