Die Nachhaltigkeitsmessung in der Landwirtschaft beschreibt die systematische Bewertung und Überwachung von umfassenden Aspekten der landwirtschaftlichen Produktion. Ziel ist es, langfristig tragfähige und ressourcenschonende Bewirtschaftungsformen zu fördern und die Auswirkungen der Landwirtschaft auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft besser erfassbar zu machen. Das heutige Verständnis von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft geht über rein ökologische Aspekte hinaus und basiert auf dem Drei-Säulen-Modell, das ökologische, ökonomische und soziale Dimensionen integriert.
Die Messung von Nachhaltigkeit umfasst die Auswahl und Analyse verschiedener Indikatoren, die Auskunft über den Zustand und die Entwicklung eines Betriebs geben.
Ökologische Indikatoren (z. B. Bodenfruchtbarkeit, Wasserverbrauch, Biodiversität, Emissionen),
Ökonomische Indikatoren (z. B. Rentabilität, Wettbewerbsfähigkeit, Investitionen) und
Soziale Indikatoren (z. B. Arbeitsbedingungen, Bildung, Entwicklung ländlicher Gemeinschaften).
Das heutige Verständnis von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft orientiert sich an der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, die mit ihren 17 Sustainable Development Goals (SDGs) einen globalen Rahmen für Nachhaltigkeit geschaffen hat [1]. Aufbauend darauf verfolgt die Europäische Union mit dem Green Deal und der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) eine nachhaltige Transformation des Agrarsektors durch leistungsorientiertes Monitoring, Öko-Regelungen und verbindliche Umweltauflagen [2]. Deutschland hat die SDGs im Rahmen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) konkretisiert und verfolgt nationale Ziele etwa zur Reduktion des Stickstoffüberschusses und zur Ausweitung des Ökolandbaus [3]. Ergänzend erfasse freiwillige Nachhaltigkeitszertifizierungen zentrale Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialindikatoren auf Betriebsebene [4], [5]. Nachhaltigkeit soll in der Landwirtschaft zunehmend messbar, strategisch steuerbar und systematisch verankerbar sein.
Neben den klassischen drei Dimensionen – ökologisch, ökonomisch und sozial – werden in einigen Konzepten zur landwirtschaftlichen Nachhaltigkeitsbewertung weitere Perspektiven berücksichtigt. Diese zusätzlichen Dimensionen fließen in der Praxis häufig als Querschnittsthemen in die bestehenden Säulen ein oder werden – je nach Bewertungsrahmen – auch als eigenständige Kategorien ausgewiesen. Beispiele hierfür sind:
Diese betont den Einfluss von Institutionen, politischen Rahmenbedingungen, (inter-)nationalen Richtlinien und Rechtsstrukturen. So können rechtliche Rahmen, Eigentumsrechte und gemeinschaftliche Entscheidungsprozesse in die Nachhaltigkeitsbewertung einfließen [13].
Befasst sich mit Fragen der Gerechtigkeit (z. B. Fairness entlang der Wertschöpfungskette, Verteilung von Ressourcen) und dem Umgang mit Tieren, Umwelt und Menschen. In vielen Diskussionen rund um Bio-Landbau oder alternative Anbausysteme (Permakultur, Agroforstwirtschaft) wird die Verantwortung gegenüber Tieren, Natur und Gesellschaft oft als eigenständige ethische Betrachtung angeführt [14].
Zugang zu besserer Finanzierung erhalten:
Die EU-Taxonomieverordnung (EU 2020/852) legt fest, wann wirtschaftliche Tätigkeiten – darunter auch in der Landwirtschaft – als ökologisch nachhaltig gelten. Eine strukturierte Nachhaltigkeitsmessung hilft Betrieben dabei, diese Kriterien zu erfüllen, ihre Nachhaltigkeitsleistung transparent darzustellen und sich so für grüne Finanzierungen zu qualifizieren [7].
Praktiken optimieren:
Landwirtinnen und Landwirte können ihre Betriebe besser an langfristigen Zielen ausrichten und z. B. den Ressourcenverbrauch reduzieren. [9]
Förderungen erhalten:
Institutionen und Behörden knüpfen Finanzhilfen immer häufiger an bestimmte Nachhaltigkeitskriterien [8].
Fortschritte überwachen:
Organisationen und Behörden kontrollieren damit die Wirksamkeit politischer Maßnahmen, z. B. im Hinblick auf Klimaschutz und Biodiversität[6].
Kommunikation und Image verbessern:
Transparente Kennzahlen können das Vertrauen von Verbraucherinnen, Verbrauchern und Partnern entlang der Wertschöpfungskette stärken[10].
Vielfalt an Rahmenwerken und Indikatoren
Es existieren zahlreiche Bewertungsansätze mit unterschiedlichen Schwerpunkten, was die Vergleichbarkeit und Auswahl geeigneter Methoden erschwert [12].
Mangelnde Standardisierung und Komplexität der Auswertung
Es gibt keine einheitliche Definition oder verbindliche Indikatoren-Sets für alle Betriebstypen oder Regionen, was die Vergleichbarkeit der Ergebnisse beeinträchtigt. Darüber hinaus erfordert Die Interpretation von Ergebnissen Fachwissen und einfache Handlungsempfehlungen sind oft schwer abzuleiten
[11].
Hoher Aufwand bei Datenerhebung
Die Erfassung relevanter Daten ist zeit- und ressourcenintensiv, insbesondere für kleinere Betriebe, was die praktische Umsetzung erschwert [15].
Begrenzte Übertragbarkeit
Viele Systeme sind nicht ohne Weiteres auf unterschiedliche landwirtschaftliche Strukturen, Klimazonen oder Produktionsrichtungen anwendbar, was die Anwendung in der Praxis einschränkt [16].
Hier folgen passenden Praxisbeispielen von FARMPRAXIS.
M. Sc. Svea Lynn Schaffner (FuE-Zentrum FH Kiel GmbH, Projektmanagement FARMWISSEN)