Aussaatkarten sind Applikationskarten, die unterschiedliche Saatgutstärken entsprechend der lokalen Variabilität auf dem Acker zeigen. Aussaatkarten werden über ein Geoinformationssystem (GIS) erstellt und können dann über ein Speichermedium oder ein Telemetrie System im Terminal des Traktors hochgeladen werden. So können Traktor und Sämaschine die geplante Saatstärke in jeder Teilfläche applizieren.
Eine Aussaatkarte ist eine Applikationskarte. Grundsätzlich ist diese für das Precision Farming (teilflächenspezifische Bewirtschaftung) unverzichtbar. In diesem Fall lässt sich Saatgut entsprechend der Wuchsbedingungen (Boden und der jeweiligen Pflanze) ausbringen [1]. Die teilflächenspezifische Bewirtschaftung ist notwendig, um das volle Potenzial der eigenen Flächen auszunutzen. In der Regel wird auf den Flächen nur die Durchschnittsernte eingefahren, weil ertragsstarke Standorte unterdurchschnittlich bewirtschaftet werden. Mit dem Precision Farming werden die Standorte kleinräumig charakterisiert nach ihren Eigenschaften und so entsprechend bewirtschaftet [1]. Kleinräumige Bodenkarten dienen als Grundlage für den Befahrungsplan und tragen zu einer ökologischen & ökonomischen nachhaltigen Bewirtschaftung bei.
Kleinräumige Bodenkarten vermeiden die Verwendung von Mischproben (z.B. sandiger & lehmiger Bereich). Zusätzlich zur Bodenart sind Humusgehalte, das Ausgangsgesteins des Bodens und pH-Werte zu ermitteln. Mit ihnen ist eine standortangepasste Kalkung oder Düngung möglich. Für eine Weiterführung der Möglichkeiten müssen weitere Parameter charakterisiert werden [2]:
Um solche Karten mit den entsprechenden Parametern zu erstellen, sind als erste Anlaufstelle die feldbodenkundlichen Kartierungen zur Erfassung der Bodenkennwerte notwendig [2]. Teilweise erfolgt eine Ergänzung traditioneller Methoden mit geoelektrischen Messsystemen. Kartenmaterial (z.B. aus dem Bodeninformationssystem) liegt hier ergänzend vor. Die Karten müssen dabei einen großen Maßstab haben um die kleinräumige Einteilung durchzuführen [2]. Die Messungen dienen dazu, die Schätzungen aufgrund der Karten zu verifizieren und den Teilflächen dann die Bodenkennwerte zuzuordnen. Mit Bodenschätzungsdaten und EC-Werten (geoelektrische Messungen) werden die zwei Ebenden in einem Geoinformationssystem (GIS) verschnitten. Die Teilflächenabgrenzung erfolgt anhand der EC-Werte und der Clusteranalyse [3].
Sofern die Grundlagenkarten bestehen, gibt es verschiedene Hilfsmittel mit denen eine Aussaatkarte entworfen werden kann. Eine Möglichkeit ist die Erstellung mit MyDataPlant [4]. Dort können Zonenkarten für folgende Feldfrüchte erstellt werden:
Eine speziellere Anwendung für verschiedene Maissorten ist das Modul „Maisaussaat von AGRAVIS der Raiffeisen AG [5]. Mit dem NetFarming konnten folgende Erfolge im Vergleich zum Betriebsstandard erreicht werden [5] (Abb. 1).
Bei SKYFLD besteht sogar ein Leitfaden zur Erstellung der Aussaatkarte [6]. Dazu wird auf einem Endgerät die Karte geöffnet und ein Schlag ausgewählt. Dann wird im unteren Teil des Menüs bei „Karten“ das zweite Symbol von links gewählt. Das ist die „Aussaat“. Dort erscheinen nun bereits die erstellen Karten. Da es sich allerdings um eine neue handelt, wird auch „Neu erstellen“ geklickt [6]. Nun beginnt die eigentliche Erstellung. Die Aussaatkarte muss auf der Basis einer anderen Karte bestehen. Insgesamt sind drei Kartentypen verfügbar [6] (Abb. 2):
Mehrere Karten sollten auch kombiniert werden. Die daraus entstandene Zonenkarte kann dann in Saatzonen eingeteilt werden (Abb.3). Dabei ist die Feinheit der Einteilung des Schlags entscheidend. Zusätzlich können Vorgewendezonen eingetragen werden, bei denen sich ebenfalls die Saatgutmenge einstellen lässt [6]
Danach wird die zu pflanzende Kultur oder Sorte eingegeben. Die Auswahl dieser hängt vom Standort des Betriebes ab. Dann wird auf „Weitere Parameter anpassen“ geklickt um die Spezifikation durch die Maschine anzupassen [6]. Bei der Auswahl der Maschine stehen
zur Auswahl. Die Anzahl der Körner oder Pflanzen kann dann pro Zone angepasst werden [6]. Wie ein Verlauf zwischen verschiedenen Aussaatstärken beispielsweise beim Mais aussehen kann, zeigt eine kleinere Videoreihe [8].
Ausgangsbasis für eine Applikationskarte bildet die Heterogenität des Standortes (hier die Potentialkarte).
Die Aussaat als der wesentliche Prozess ist von einer entscheidenden Bedeutung für die Folgefrucht. Eine gute Bestandesetablierung (Feldaufgang) sichert die Konkurrenzfähigkeit der Kultur. Eine teilflächenspezifische Anpassung der Saatstärke über Applikationskarten ist mittlerweile Stand der Technik und bietet die Chance eine an der Produktionsfunktion der Teilfläche ausgerichtete Saatstärke auszubringen. Die unterschiedlichen Bestandesdichten bilden dann die Basis für weitere teilflächenspezifisch angepasste Intensitäten (Düngung oder Pflanzenschutz und Beregnung). Die Aussaatkarten sind die Basis für eine angepasste Bewirtschaftung und damit geleichmäßige Abreife der Bestände. Die Erstellung von Aussaatkarten (nach Abbildung 4) hat bei verschiedenen Institutionen und in eigenen Erhebungen zu unterschiedlichen Einsparpotentialen beim Saatgut geführt. Je nach gewählter Variationsbreite bei der Aussaatstärke können Saatguteinsparungen von 10 bis 30 % erzielt werden [4] [5] [7] [8].
Die Vielfalt der Anwendungsbeispiele von Applikationskarten stellt Tabelle 1 dar [2]:
Tabelle 1: Anwendung, notwendige Parameter und Nutzen entsprechender Applikationskarten
Art bzw. Anwendung der Karte | Notwendige Parameter | Nutzen & Vorteil |
Beprobungsplan zur Nährstoff- und pH-Wert-Bestimmung | Oberbodenart & Humusgehalt | Bodenartspezifische Teilflächenabgrenzung, korrekte bodencharakteristische Mischproben |
Kalk-Applikationskarte | pH-Wert, Oberbodenart, Humusgehalt, carbonathaltiges Ausgangsmaterial auf den Teilflächen | Ermittlung optimaler Kalkmenge für den bodenartspezifischen pH-Wert |
Gründüngungskarte | Nährstoffgehalt, Oberbodenart der Teilflächen | Ermittlung der notwendigen Streumenge zu Erreichen der Gehaltsklasse C |
Ertragspotenzialkarte | Bodenart, Humusgehalt, Bodentyp zur Ableitung weiterer Kennwerte | Planungsinstrument für die optimale Stickstoffdüngung |
Aussaatkarte | Oberbodenart, FK, Humusgehalt & Bodentyp | Variierende Aussaatstärke für gezielte Bestandesführung |
Bodenbearbeitungskarte | Oberbodenart, Humusgehalt & Bodentyp |
Variation der Bodenbearbeitungsintensität zur Erhaltung der Bodenstruktur und Kraftstoffeinsparung
|
In der Veröffentlichung von Hinck et al. [2] zeigen die Berechnungen im Flächenvergleich, dass beim selben Kalkmergelpreis deutliche Kosteneinsparungen realisiert werden können. Mit den Basiskarten zur Erstellung der Aussaatkarte wird dargestellt, welche schlagspezifischen Schwankungen des Ertragspotenzials bestehen. Bei hohen Werten kann entsprechend auch mehr gesät werden. Niedriges Potenzial, welches zum Beispiel aus einer geringen durchwurzelbaren Tiefe oder geringer Wasserhaltekapazität besteht, wird mit weniger Saatgut bedeckt, weil die nutzbare Feldkapazität geringer ist und mehr Pflanzen entsprechend konkurrieren würden [7].
Feldbodenkarten nutzen sowohl ökonomisch als auch ökologisch im Pflanzenbau, weil sie unter anderem eine hohe Menge an Ressourcen einsparen und gleichzeitig die Erntemenge steigern können. Diese Karten müssen aber für nicht-Bodenkundler verständlich und anwendbar sein. Viele Landwirte bekommen in Agrarwissenschaftlichen Studien oder Lehrgängen die Bodenkunde der landwirtschaftlichen Standortlehre vermittelt, was einen wichtigen Teil dazu beiträgt [2]. Saatkarten sind ein nützliches und einfach zu erstellendes Tool, welches durch die angepasste Saatgutmenge Ressourcen und somit Kosten spart. Die Bestände wachsen gleichmäßiger und sind ergiebiger. Damit hat der Landwirt auch eine bessere Kalkulation seiner Einnahmen. Ertragssteigerungen von bis zu 10% können durch stellenweise geringeren Einsatz realisiert werden [7].
Hier folgen passende Praxisbeispiele von FARMPRAXIS
Michael Wagner, B.Sc., Technische Zentralstelle Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück (TZ DLR-RNH)