Traktoren oder auch „Landwirtschaftliche Zugmaschinen“ waren in den 60er Jahren nicht einheitlich, es gab viele unterschiedliche Konzepte. Spätestens in den 70er Jahren hatten sich Standardschlepper mit Dreipunkthydraulik durchgesetzt, um Anbaugeräte aufzunehmen. Auch an elektronischer Unterstützung wurde damals geforscht [1]. Heutzutage sind die meisten Anbaugeräte im Heck über die Dreipunkthydraulik oder verschiedene Anhängerkupplungen (automatische Bolzenkupplung, Kugelkopfkupplung, Zugpendel) befestigt. Der ISOBUS hat die elektronischen Einzellösungen größtenteils abgelöst. Aber was bringt dieser einheitliche BUS an den Maschinen?
Die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) definiert landwirtschaftliche Zugmaschinen als Fahrgeräte mit einer Mindestgeschwindigkeit von 6 km/h (§20 Abs. 3a S. 4) und ist nach EG Fahrzeugklassen in verschiedene T-Klassen eingeteilt [2]. Anbaugeräte oder Zusatzmaschinen sind nach Definition austauschbare Maschinen zur Verrichtung diverser Aufgaben beispielsweise im Straßenbau, der Grünlandpflege oder in diesem Fall der Landwirtschaft. Die Befestigung kann per Front-, Zwischenachsaufbau-, Heck- oder Seitenanbau erfolgen [3].
Verbindungen von Traktor zu Gerät sind in den meisten Fälle Steckverbindungen. Anzuhängende Geräte werden über in die Unterlenker, die diversen Anhängerkupplung oder das Zugpendel mit dem Traktor verbunden. Geräte zum Anbau werden über den Dreipunkt-Anbau angebracht. Daneben finden sich noch weitere Kupplungssysteme [4]. Für viele Arbeiten im Ackerbau oder Feldfutterbau gibt es passende Anbaugeräte, in der Ernte haben sich allerdings selbstfahrende Arbeitsmaschinen durchgesetzt [3].
Diese Geräte und Maschinen werden zunehmend mit Kommunikationstechnik ausgestattet, um Prozesse einfacher steuern zu können und die Arbeit zu dokumentieren. Hierfür wurde ein einheitlicher Kommunikationsstandard entwickelt, sodass Anbaugeräte und Maschinen jeglichen Herstellers in der Lage sind, untereinander zu kommunizieren, sofern der Standard angewendet wird.
Die ISO 11783 „Tractors and machinery for agriculture and forestry – Serial control and communications data network“ ist die Weiterführung der deutschen DIN 9684. Die auf dem Markt erhältlichen Geräte werden unter dem Namen ISOBUS veröffentlicht [6].
Hintergrund für die Norm ist ein einheitliches Verbindungsstück zwischen PC, Anbaugerät, Traktor [7] sowie des Betriebsmanagements [6]. Das betrifft überwiegend den elektronischen Datenaustausch. Hersteller haben zwar eigene Systeme auf den Markt gebracht, diese waren übergreifend jedoch nicht nutzbar, sodass die Agricultural Industry Electronics Foundation (AEF) zusätzliche Richtlinien für jede Funktion einführte [7]. Die AEF wurde von sieben Landwirtschaftsmaschinen-Unternehmen gegründet, heute besteht diese aus acht Hauptmitgliedern [8].
Die ISO 11783 beinhaltet heute 14 Teile [8; 6] in einem geschichteten Modell (Abb. 1).
Die einzelnen Komponenten des ISOBUS haben folgenden Funktionen [6]:
Nachfolgend die Darstellung an Anbaugerät und Traktor (Abb. 3).
Die Verwendung des ISOBUS und seiner Bestandteile kann beispielsweise über Sensoren stattfinden. Die ECU bietet analoge und digitale Abschlüsse für Sensoren und Aktoren [10]. Beispielhaft dient ein Sensorsystem das landwirtschaftliche relevante Daten liefert. Eine 3-D-Time of Flight (ToF) Kamera liefert dabei Infos zum Abstand des Messobjektes. Am Sensorausgang wird über die vordefinierte Fläche das Volumen der Frucht o.ä. bestimmt (Abb. 4).
Mit dem ISOBUS können auch Funktionen des Steer-by-Wire durchgeführt werden. Dies bezeichnet, dass Funktionen wie Bremsen oder Lenken automatisch über Elektronik ablaufen [11] (Abb. 5). Die X-by-wire Systeme funktionieren nur bei Anwendungen mit mechanischer oder hydraulischer Sicherung [9].
Tractor Implement Management (TIM) bietet über ISOBUS die Möglichkeit den Traktor vom Anbaugerät steuern zu lassen und so eine effiziente Arbeitserledigung sicherzustellen. So können der Ladewagen, die Ballenpresse oder beispielsweise die Gülletechnik die Fahrgeschwindigkeit des Traktors bedarfsgerecht - für ein optimales Arbeitsergebnis - steuern [5].
Michael Wagner, Technische Zentralstelle Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück (TZ DLR-RNH)