Precision Livestock Farming (PLF) ist ein innovativer Ansatz in der Tierhaltung und bezieht sich auf die Verwendung von Datenverarbeitungstechnologien, um tierbezogene Daten zu erfassen und zu analysieren und somit das Management von Nutztieren zu verbessern. Durch den Einsatz von PLF werden Tierwohl, Umweltschutz und Ressourceneffizienz in der landwirtschaftlichen Produktion kontinuierlich verbessert und optimiert. Die effiziente Nutzung von Datenerfassungssystemen ermöglicht es Landwirten udn Landwirtinnen ökonomische und praktikable Entscheidungen zu treffen, um das Wohlbefinden der Tiere zu fördern und die Effizienz zu steigern.
Die Nutztierhaltung steht vor Herausforderungen mit globaler Reichweite. Zum einen steigt die Nachfrage nach tierischen Erzeugnissen aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung und der erschwinglicheren Preise exponentiell an [1]. Zum anderen nimmt die Anzahl der Viehzüchter und die landwirtschaftliche Nutzfläche aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von Land stetig ab [1]. Weiterhin werden schädliche Auswirkungen der gloablen Nutztierhaltung, wie beispielsweise die mit der Erzeugung von tierischen Produkten verbundenen Treibhausgasemissionen oder die Rodung von Regenwäldern für den Futtermittelanbau, verstärkt in der Gesellschaft kritisch diskutiert. Um diese Probleme zu lösen, hat sich PLF als vielversprechende Lösung erwiesen [2]. Sie ermöglicht es die Produktion zu steigern und gleichzeitig die Auswirkungen auf die Umwelt zu berücksichtigen und zu verantworten [3]. PLF ist ein Konzept, das die Integration von fortschrittlichen Technologien in die Tierhaltung umfasst. Dabei werden Daten und Informationen über das Verhalten, den Gesundheitszustand und das Wohlbefinden von Tieren erfasst und analysiert, um die Produktivität und Effizienz der landwirtschaftlichen Betriebe zu steigern [4]. PLF bietet zahlreiche Vorteile für den Tierhaltenden und ermöglicht eine nachhaltigere und eine an die Bedürfnisse der Tiere angepasste Haltung. Durch den Einsatz von Sensoren, Kameras und anderen technologischen Hilfsmitteln kann der Gesundheitszustand der Tiere kontinuierlich überwacht werden und frühzeitig Krankheiten erkannt werden. Die Überwachung erfolgt über Kamerasysteme und Echtzeit-Bildanalysen, über Mikrofone und Echtzeit-Tonanalysen oder über Sensoren, die bspw. als Halsbandsensor angebracht, in die Ohrmarken integriert oder auch in Form eines Pansenbolus eingesetzt werden können [1], [3], [4], [5].
Dafür werden Daten in Echtzeit erfasst, übermittelt und ausgewertet. Dies ermöglicht eine zeitnahe Behandlung und verhindert den Ausbruch von Krankheiten in der Herde und trägt damit zu einer effektiven Steuerung der Produktion bei [6]. Darüber hinaus können durch die präzise Erfassung von Futter- und Wasserverbrauch sowie der Bewegungsdaten - bspw. mit einem Pedometer - der Tiere optimale Fütterungs- und Haltungskonzepte entwickelt werden [7]. Auch die Fruchtbarkeit der Tiere kann mittels PLF optimiert werden, indem z.B. der Zeitpunkt der Besamung bestimmt wird. Durch die Nutzung von digitalen Herdenmanagementprogrammen und der Analyse von Daten können Landwirte und Landwirtinnen außerdem ihre Entscheidungen auf der Basis von Fakten treffen und somit ihr Management verbessern.
PLF ist ein Beispiel für die Möglichkeiten, die die Digitalisierung in der Landwirtschaft bietet und zeigt, wie Technologie dazu beitragen kann, eine ressourcenschonende und tiergerechte Landwirtschaft zu realisieren.
Dr. Laura Maxi Stange; Abteilung Bildung, Betriebswirtschaft, Beratung Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein