Einsatz von Radar zur Erfassung der Umgebung in der Landwirtschaft z.B. zur Geschwindigkeits- und Abstandsmessung beim autonomen Fahren, Fernerkundung oder Wetterbestimmung
Radar (radio detection and ranging) [1] dient zur Informationsgewinnung über die Umgebung eines Radargerätes, welches typischerweise aus einem Sender und Empfänger in einer Einheit besteht. Der Sender emittiert ein Primärsignal, welches von der zu interessierenden Umgebung teils absorbiert, teils gebrochen und teils reflektiert wird. Der Empfänger detektiert den Bereich des reflektierten Anteils in Richtung der Empfangsantenne; dies wird auch als Sekundärsignal bezeichnet. Aus der räumlichen und zeitlichen Analyse lassen sich die Parameter Winkel und Entfernung vom Objekt zum Radargerät bestimmen, sowie aus der empfangenden Signalstärke die Materialeigenschaften der Objekte in der Umgebung ableiten.
Die von Radargeräten verwendete elektromagnetisch Strahlung liegt im Radio- bis Mikrowellenbereich mit Frequenzen von einigen Hundert MHz bis GHz. In diesem Bereich findet eine quasi-optische Ausbreitung statt und die Reflektion ist je nach Flächenquerschnitt, Oberflächenbeschaffenheit und Materialeigenschaft stark ausgeprägt. Damit kann die Umgebung berührungslos gut, d.h. mit hoher räumlicher Auflösung und Trennung zwischen Luft und feste/flüssigen Objekten, abgebildet werden. Die Erzeugung der Radiowellen erfolgt über Magnetrons oder Gunn-Dioden. Während ein Magnetron mit einer Vakuum-Röhre arbeiten und hohe Leistungen von einigen Kilowatt erzielen kann, besteht die Gunn-Diode aus Halbleitermaterial und erreicht nur einige Milliwatt.
Abbildung 1 zeigt das Prinzip der Entfernungsmessung durch Laufzeitenmessung mit einem Pulsradargerät. Wird das Gerät zusätzlich noch gedreht, ist auch eine Winkelmessung möglich, so dass typische Radarbilder wie Fluglotsen nutzen entstehen (Abbildung 2).
Die Richtwirkung der Antenne hängt in erster Linie von dessen Größe ab [3]. Sie kann für noch höhere räumliche Auflösung, wie es z.B. von einem Satelliten aufgrund der hohen Objektentfernung nötig ist, durch ein sogenanntes Synthetic Apertur Radar (SAR) erhöht werden. Hierbei wird eine kleine Antenne relativ zum Untersuchungsobjekt bewegt, was beim erdumkreisenden Satelliten ohnehin der Fall ist und so eine größere Antenne simuliert.
Wird das Primärsignal zeitlich konstant ausgesendet – Dauerstrichradar (CW, continuous wave) genannt - ist keine Entfernungsmessung möglich, wohl aber eine Geschwindigkeitsmessung des Untersuchungsobjektes durch den Dopplereffekt, da die Relativbewegung vom Radargerät zum Objekt die Frequenz verschiebt. Beim Impulsradar wird wie in Abbildung 1 skizziert ein kurzer (einige µs) Puls erzeugt, welcher sehr hohe Spitzenleistungen von einigen Megawatt erreicht und somit auch für große Entfernungen eingesetzt wird. Eine Art Kombination beider Verfahren ist das frequenzmodulierte Dauerstrich Radar (FMCW, frequency modulated continuous wave), bei dem sowohl Abstand als auch Geschwindigkeit des Untersuchungsobjektes ermittelt werden kann [2].
Als Sekundärradar wird ein System bezeichnet, bei dem das Untersuchungsobjekt selbst ein aktives Signal aussendet, wenn es von dem Primärsignal des Radargerätes getroffen wird. Es antwortet quasi mit definierten Radarwellen, die z.B. zur Identifikation dienen. Dies wird vor allem im Flugverkehr verwendet (siehe auch Abbildung 2), um objektspezifische Informationen, wie vom Flugzeug gemessene Flughöhe, Fluggeschwindigkeit und Restreichweite auszutauschen. Auch in der Schifffahrt können mit diesem Verfahren Seezeichen – sogenannte Funkbaken bzw. engl. Radio Beacon - auf dem Radarbild eindeutig markiert werden; bei Automobilen findet so die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Funkschlüssel statt.
Die zivil- und militärischen Radarsysteme z.B. von Flugzeugen, Schiffen, auf Flughäfen und Wasserstraßen arbeiten typischerweise zur Lokalisation der Objekte mit Dauerstrichradar und drehenden Antennen; werden hier aber nicht näher betrachtet.
Für die Nahfelderkundung z.B. beim autonomen Fahren werden FMCW Radargeräte mit Gunn-Dioden eingesetzt. Die Frequenz beträgt typischerweise 24, 77, oder 122 GHz. Es können so im Bereich bis zu mehreren Metern Objekte bis in den Millimeterbereich genau lokalisiert werden mit einer Abtastrate von mehreren Hundert Hertz (diverse Hersteller, z.B. Ondosense [4]).
Einfache Radarsensor zur Fahrzeuggeschwindigkeitsmessung ohne Schlupf sind meist CW Geräte und erreichen eine relative Genauigkeit um 1 %.
Für die Fernerkundung (link machen) werden Frequenzen mit einer hohen Reichweite eingesetzt, welche unterschiedlich weite Eindringtiefen in die Vegetation besitzen, wie in Abbildung 3 illustriert.
1. Lexikon der Fernerkundung: Radar
3. Synthetic Aperture Radar (SAR), NASA
6. Air Traffic Control USS Washington
Eiko Thiessen, Christian-Albrechts-Universität Kiel, Institut für Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik, Max-Eyth-Str. 6, 24118 Kiel